Mittwoch, 31. Januar 2018

Januar 2018 – Giarmata in den Medien

Vorhaben sollen mit eigenen Mitteln finanziert werden
aus RenaștereaBănățeană.ro, Timişoara / Temeswar, 03.01.2018
Der Journalist Marcel Sămânță hat in Giarmata nachgefragt, was es für 2018 so alles an Projekten gibt. Der Park „Eugeniu de Savoia“ soll zu neuem Leben erweckt werden. Der Kindergarten soll hergerichtet werden. Um welchen Kindergarten es sich handelt, wird nicht präzisiert. Die IAS-Kantine, die von der Gemeinde erworben wurde, soll zum „Haus der Hochzeiten“ umfunktioniert werden. Auch hier fehlt der Hinweis, um welche Kantine es sich handelt. Es gab in den sozialistischen Zeiten ja zwei in der Gemeinde, und beide gehörten der Staatsfarm IAS. Und nicht zuletzt soll ein Evidenzbüro für die Bevölkerung eingerichtet werden. Alle Projekte sollen aus dem Gemeindesäckel finanziert werden.
+ + + War nicht schon einmal von EU-Geldern die Rede? + + +

Geld für Giarmata aus dem Steuersäkl
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 22.01.2018
- Der Kreisrat Timiș / Temesch hat von den Einkommensteuern, die der Kreis 2017 eingenommen hat, die schöne Summe von 55.660.000 Lei an die Kommunen verteilt. Giarmata wurde mit 500.000 Lei bedacht. Damit sollen die Bugets der Städte, Gemeinden und Dörfer für das Jahr 2018 ausgeglichen werden.
- Eine neue Mülltrennung wird ab diesem Jahr in fast allen Ortschaften des Kreises Timiș eingeführt. Es gibt eine braune Tonne für den Biomüll, gelbe Säcke für Plastikmüll, eine schwarze Tonne für nicht wieder verwertbaren Restmüll und eine grüne Tonne für Glas.
+ + + Ich vermisse eine Tonne für Papier und wundere mich, wieso Giarmata die einzige Ortschaft des Kreises ist, in der diese Mülltrennung erst ab dem 17. Dezember 2020 gelten soll, wie es in dem Artikel ohne Angabe von Gründen heißt. Aber wenn ich mich gut erinnere, hat die Gemeinde einen Müllabfuhrvertrag mit einer Privatfirma. Der wird wahrscheinlich bis 2020 laufen. + + +

Wintertransfers bei Millenium Giarmata
aus TimișPlus.ro, Timişoara / Temeswar, 25.01.2018
Der Fußballdrittligist Millenium Giarmata hat vier neue Spieler verpflichtet: Sergiu Narița (Torhüter) von Voința Mașloc, George Beloescu von CSM Școlar Reșița sowie Marius Călin und Michel Rosenblum von Timișul Șag. Verlassen haben den Verein Andrei Brănișteanu und Laurențiu Copoeru. Die Mannschaft wird weiterhin von Răzvan Leucă trainiert. Er wird dabei unterstützt von Daniel Moraru und Viorel Vișan. Welche Funktion genau die zwei im Verein haben wird in dem Artikel nicht erwähnt. Leucă gibt noch zu Protokoll, dass man sich im Sommer in einen „Verein des Öffentlichen Rechts“ umorganisieren will. Die Vorbereitung für die Rückrunde soll vom 8. bis 18. Februar in Moneasa stattfinden. Die Finanzen des Vereins seien bis auf „einige Rückstände der vergangenen Saison“ in Ordnung, sagt der Trainer.
+ + + Also doch nicht ganz in Ordnung - nach einer anderen Lesart. + + +

Erste Gemeinderatssitzung in diesem Jahr
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 26.01.2018
Mit 11 Tagesordnungspunkten nimmt der Gemeinderat seine Sitzungsreihe für 2018 auf. Die meisten Themen sind Grundstücksangelegenheiten. Ein anderes Thema wäre z. B. Punkt 3: „Beschlussprojekt (proiect de hotărâre) betreffend die Änderung und Ergänzung des Organigramms und der Anzahl der Stellen im fachbezogenen Funktionsapparat des Bürgermeisters.“ Bei Pkt. 5 geht es um die Wahl des Gremiums, das die Angebote für die Arbeiten am Kulturheim sichten und bewerten soll.
+ + + Ich sin neigeerich, ob die Lyra iwer der Biehne die Repraturarwete am Kamin iwerlebt. + + +

Der Bürgermeister im Interviu
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar;  Januar 2018
Die Rathauspostille von Giarmata bleibt – wie Postillen das schon so an sich haben - ihrem Weg treu. Sie wird des Lobes nicht voll oder lässt den Chef zu Wort kommen. So gibt auch in der ersten Nummer dieses Jahres Bürgermeister Virgil Bunescu einiges zu Protokoll. Er zeigt sich sehr bescheiden, spielt die Errungenschaften des letzten Jahres herunter und macht die Bürokratie in Kreis und Land für die nicht erreichten Ziele verantwortlich. Aber 2018 wird das Versäumte nachgeholt: Stadion mit 2.500 Plätzen, Thermalbad, Park, Prinz-Eugen-Brunnen, Kulturheim, Schule und so weiter. Der Bürgermeister nennt auch Geldsummen, mit denen einige dieser und andere Projekte (bei Weitem nicht alle) realisiert werden sollen: 12.000.000 Euro. Diese und andere Gelder sollen aus Brüssel und Bukarest kommen. 
+ + + Mei Fraa un ich hun uns lang un verantwortungsvoll iwer des Interview vum Johrmarker Bürgermaaster unnerhall. Mer ware uns oonich: Es wär doch net schlecht, wann mer Altjohrmarker in Deitschland e jedi Familie e Boom forr de Park spende meechte, so wie die Bausteen forr soziale odder kulturelle Projekte do bei uns in Deitschland. E jeder Boom soll aah so haaße wie sei Spender. Nemmi oonich ware mer uns awwer noo, wie unser Boom im neie Johrmarker Park haaße soll: Efi odder Toni. Ich moon, mer losse des besser annre mache, bevor mer in unser alte Johre noch onfange zu streide. + + + 

Montag, 22. Januar 2018

Ruhig wie der zweite Weihnachtstag

Es gibt viele Gründe, warum man an einem zweiten Weihnachtstag ins Kino geht. Einer könnte sein, den ganzen Weihnachtstrubel – von dann bis dann zu dem, dann zu dem, dann noch kurz zu dem, die haben wir ja vergessen, also … - absacken zu lassen, am liebsten einen Teil davon gleich zu vergessen. Bei mir kam der Gedanke auf, als sich am ersten Weihnachtstag einige der Jüngeren in der Familie über den neuen Star Wars unterhielten. Dabei kam bei keinem der Diskutierenden, die den Streifen schon gesehen hatten oder von Dritten in Szene gesetzt wurden, Begeisterung auf. Aber bei mir machte sich spontan Kinolust breit. Mir war natürlich klar, dass ich mit dem zur Diskussion stehenden Film nichts am Hut habe. Computerfilme sind nicht mehr für mich gemacht. Ich liebe Handlungen, aber keine Action. Und Menschen statt Roboter.

Also griff ich am zweiten Weihnachtstag zur Zeitung und sah mir die Filmkritiken und die Angebote der Lichtspielhäuser an. Dabei empfand ich als wahres Weihnachtsgeschenk, dass ein Film besprochen wurde, der auch im Programm eines Altstadtkinos stand. Das ist ja nicht immer so. Oft wartet man vergeblich auf einen Streifen, über den man in der Zeitung oder im Internet etwas gelesen hat. Auch die Uhrzeit passte für ältere Semester. Und meine Vorliebe für kleine und fast leere Kinosäle ist längst kein Geheimnis mehr.

Eine bretonische Liebe (Regie: Carine Tradieu) habe ich mir dann angesehen. Das ist einer jener französischen Filme, die so viel Ruhe, trotz aller Spannung und Verwicklungen, ausstrahlen, dass einem 100 Minuten wie ein erholsamer Augenblick, ein viel zu kurzes Durchatmen vorkommen. Es wird in diesem Film nicht geschrien, sondern geredet, nicht gemordet, sondern geliebt. Letzteres mit Vorbehalt. Ja, auch das kann es im wirklichen Leben geben. Nämlich dann, wenn einer der Verliebten den Umständen entsprechend annehmen muss, dass die geliebte Person seine Schwester ist. Francois Damien und Cécile de France spielen so authentisch, dass man die ganze Zeit mit den von ihnen dargestellten Erwan und Anne zittert. Ihre Vergangenheit ist schließlich und endlich entscheidend für die Gattung dieses Films und für die Stimmung, in der man das Kino wieder verlässt. Ist der Streifen ein Drama oder eine gut ausgehende Gesellschafts- und Familiengeschichte? Was er auf keinen Fall ist, ist eine „schwungvolle Komödie“ oder „die große Komödien-Entdeckung aus Cannes“, wie man hie und da lesen konnte.

Ich empfand ihn als lockeren, mit Alltagstragödien nicht sparenden Gesellschaftsfilm. Hier treffen drei Generationen aufeinander, die jede auf ihre spezifische, dem Alter gerechte Art versucht, der Lage Herr zu werden. Das gilt sowohl für die beiden alten Herren Bastien (Guy Marchand) und Joseph (André Wilms), die in ihren schwer durchschaubaren Vaterrollen brillieren, als auch für Erwans Tochter Juliette (Alice de Lencquesaing) und den ziemlich trotteligen Didier (Esteban, bürg. Name: Michael Bensoussan).

Auf jeden Fall, war die Entscheidung, an diesem späten Nachmittag des zweiten Weihnachtstages ins Kino zu gehen, nicht verkehrt. Auch wenn ich diesmal nicht allein im Saal war. Und es saßen bei weitem nicht nur Mittsechziger in den Kinosesseln, sondern auch junge Menschen. Erfreulich, würde ich sagen, wo in diesem Film doch nichts außerirdisch ist, sondern alles sehr bodenständig.

Anton Potche

Montag, 15. Januar 2018

Die misse sich entschulliche

So geht des net weider. Merr kann so onstänniche Leit, wie die Johrmarker ware, sin un in alli Ewichkeit bleiwe werre, net verspotte. Des geht wirklich net.

Do gebt’s doch sunntachs bei der Deitsch Sendung vun Radio Temeswar zwaamol im Monat die Sendung Daheim und unterwegsDurch’s Banat mit Helen Alba. Die horch ich mer meistens, wann mei vergesslicher Kopp es zulosst, on. Am 15. Oktower hatt ich vergess druf. Awwer zum Glick kann merr die Sendunge heit mit der modern Technik jo noch paar Täch noher aah onhorche. Un des hun ich noo aah gemach. Un mich richtich geärjert. Forrwas? Des werr ich Eich glei soon, wann Dehr neigeerich druf seid.

Die Frau Alba hot desmolrum e Matrial vorgstellt, des wu se uf der Birdaer Homepage funn hot. (Die Birdaer Quell spruddelt eigentlich schun längri Zeit in der Sendung.) „Über die Heedler un Heckler wurde schon immer geschmunzelt, gelächelt und Witze gemacht“, hot die Frau Alba gsaat. Ich geb zu, ich war an dem Tach, wu ich mer die Sendung onghorcht hun, net so gut druff. Awwer was die Fraa am Mikrofon noo gsaat hot, hot mer eigentlich ganz gut gfall: „Die flottere Lebensart der Heedler reizte die Heckenschwaben zu allerlei spitzzüngigen Hänseleien. Den Heckenleuten gilt der Heedschwob als großgoschig, prahlerisch und neunmalklug.“ Des kann sich doch heere losse.

Awwer noo! Was erlaawe die Birdaer sich iwerhaupt, so iwer die Heckeschwowe un ganz bsonders iwer die Johrmarker zu stalleere? Des mache se uf der Homepage aah, nämlich sich iwer die Heckeschwowe lustich. Die Johrmarker wäre angeblich „Phoschteklemmer“. Ja was is denn des forr e „Schimpfwort“ - vor des herrische Wort do gebt’s im Johrmarker Dialekt gar ka Iwerstzung, merr kennt vleicht soon Schennwort -, hun ich mer gedenkt. Wann die Haadschwowe schun lästre, solle s’es wennichstens so mache, dass merr aah was davun versteht. Des Wort – ich moon de „Phoschteklemmer“ - hot mer ka Ruh geloss. Ich sin der Sach noo mol nohgang. Un schau her. In dem Buch Heide und Hecke – Beiträge zur Volkskunde der Banater Schwaben, rausgewwe vum Hans Gehl im Temeswarer Facla Verlag im Johr 1973, gebt’s glei am Onfang e Artikel vum Erich Lammert, der wu sich mit dem Thema Heide und Hecke befasst. Un do haaßt’s noo, dass so mancher Spottnome in der Haad un uf der Heck vun der „Spezialisierung“ in der Landwirtschaft herkummt. Un do werre die Johrmarker noo „Poschteklemmer“ genennt. Ich hun ka Ahnung, was des haaße soll. „Poschte“ kännt Phoste, hochdeitsch Pfosten, bedeide (wie scheen, dass im Johrmarkrische „ph“ net „f“ geles muss werre) un „Klemmer“ kummt vleicht vun Klemme, Spange. Awwer was des mit der Landwirtschaft zu ton kann hun? Zu meiner Zeit, des ware die Johre so um 1973, hun mer Junge unner Phostedricke verstann, e Mädche, odder e Gatschika, owets e bissje an de Torephoste dricke. Asso hot des Wort „Poschteklemmer“ in meine Ohre dorchaus e juvenile, asso jugendliche Klang. (De „P“ muss awwer mi’me „h“ onkaucht werre.) Merr muss es norr onstännich johrmarkrisch ausspreche. Un die Wissenschaft muss jo net immer Recht hun. Uf jede Fall war mei Gall verraucht un ich hun mer gedenkt, iwer die Johrmarker kann merr sowieso net spotte. Die sin vill zu großartich, als dass do oom etwas Schlechtes iwer sie infalle kännt. Awwer noo hun ich e Fehler gemach.

Newer dem Buch steht in meim Bicherregal noch so e wissenschaftliches Buch. Es haaßt Schwäbisches Volksgut – Beiträge zur Volkskunde der Banater Deutschen un is aah vum Hans Gehl im Johr 1984 im Facla Verlag rausgewwe wor, asso 11 Johr späder. Ich hun, neigeerich, wie ich schun sin, wedder e bissje drin rum gepläddert – uf Hochdeitsch haaßt des schmökern –, sin uf der 134. Seit hänge geblieb ... un vor Wut bloo im Gsicht wor. Awwer desmolrum hat ich wirklich e echte Grund dazu. Was moont Dehr, was do steht? (Ich hun des Blaat noch net aus dem Buch rausgeriss.) Nikolaus Horn, haaßt der Heimatkundler – des sin in meine Aue jo Wissenschaftler, Heimatwissenschaftler halt –, der wu sich do mit Scherz und Ironie befasst. Er schreibt in dem Aufsatz: „Durch die Nebeneinanderstellung zweier ähnlich oder gleich klingender Wörter entstand ein längerer Neckreim, der als Ausgangswort jeweils einen Banater Ortsnamen hat.“ Un noo kumme Beispiele forr die Theorie. Unner anre aah des: „Johrmarker Wickewacke – mit de krumme Arschbacke“. Unglaublich. Wie kann mer so etwas in e Buch schreiwe. Wu ware do die berüchtichte kommunistische Zensore? Wie hun die es Beste, was des Volk selmols ghat hat, nämlich die Johrmarker Musikante, Maure un Zimmerleit, als Wickewacke, un dezu noch mit krumme Arschbacke, tituleere känne. Die misse sich standepät entschulliche: all, die wu dee Spotspruch je benutzt hun, de Nikolaus Horn un die Zensore, die faule kommunistische Säck.

„Geh, hall dich zrick“, hot mei Fraa noo zu mer gsaat, „dee Spruch hot in Johrmark e jeds kloones Kind gekennt un beim Spille aah benutzt“. Leit, der kännt Eich jo vleicht vorstelle, was jetz passeert is. Net? Noo verrot ich’s Eich: Mei blooi Wut is in griini Gall iwergang. Un wie des is mit dem Gall-Kotze, waaß jo e jeder.

Berns Toni

Montag, 8. Januar 2018

Ein Stolperstein auf dem Weg zur Perfektion

Konzert in Ingolstadt
Ernst Hutter & Egerländer Musikanten gastierten einen Tag vor Dreikönig in Ingolstadt. Eine Krönungsmesse der böhmischen Blasmusik. Das ist alles sehr weit weg von unterhaltsamer Volksmusik. Für mich gehörte diese Blaskapelle schon immer zu den technisch und interpretatorisch versiertesten Bläserensembles hierzulande. Also konnte an diesem Abend nichts schiefgehen. Ich war innerlich total auf den absoluten Kunstgenuss eingestellt. Dazu gesellte sich noch der Zufall, dass mein Junior-Kapellmeister aus banatschwäbischen Zeiten, Hans Kaszner, bei diesem Konzert umständehalber (Erkrankung eines Kollegen) wieder einmal Tenorhorn spielte und nicht Posaune. Da kam bei mir sofort echte Mosch-Nostalgie auf. Wie weit diese Zeiten schon zurückliegen, als man die Original Egerländer Musikanten noch regelmäßig im öffentlich rechtlichen Fernsehen hören und sehen konnte, wenn auch nur im Playbackmodus – irgendwie hatte man sich damit arrangiert -, und Kaszner sowie Hutter (beide Tenorhorn), aber auch Helmut Kassner, Franz Tröster (Flügelhorn) und nicht zuletzt Oswald Windrich (Basstuba) als Jungspunde zu den Nachwuchskräften der Kapelle gehörten.

Umso mehr brillieren sie heute live mit ihrem Können in den Konzertsälen Deutschlands und einiger Nachbarländer: Ernst Hutter & Egerländer Musikanten. So war es, kurz und bündig formuliert, auch diesmal in Ingolstadt. Und doch treibt mich nach diesem in summa hochkarätigen Konzert eine Frage um: Wieso verlässt man immer wieder den Pfad des konzertanten Musizierens und gibt sich einer billigen Bierzeltmentalität hin? Regelmäßig gehen dem hohen Blech, besonders den Trompeten mit ihren Signalen, die Pferde durch: Je höher und je lauter, lautet die Devise. Dem wäre auch kaum etwas entgegenzusetzen, hat dieses Blasorchester doch alle erdenklichen Fähigkeiten, mit virtuosen Passagen zu glänzen. Und die gibt es in seinem anspruchsvollen Repertoire zuhauf.

Nur nehmen sich einige Bläsergruppen gerade dort nicht zurück - das gilt stellenweise auch für den Schlagzeuger -, wo es am dringlichsten angebracht wäre. Es ist weiß Gott nicht angenehm, mitzuerleben, wie ein so gut harmonierendes Sängerpaar wie Katharina Praher & Nick Loris von schrillen Trompetentönen zur Lautlosigkeit verdammt ist, trotz seiner Bemühungen, die Wortbotschaft der gesungenen Stücke dem Auditorium zu vermitteln. Die beiden taten mir zum Ende fast jeden Liedes leid, wenn ich sie wie zu Statisten dagradierte Gestalten vor dem sich zum Fortissimo aufplusternden Orchester stehen sah. Es muss doch möglich sein, ein Finale so zu gestalten, dass die Einsätze des hohen Blechs auch den menschlichen Stimmen noch eine Chance zum Wahrgenommenwerden geben.

Fotos: Anton Potche
Wegräumen von Stolpersteinen auf dem nie endenden Weg zur Perfektion gehört zur Zielsetzung eines jeden großen Künstlers und Ensembles. An der Donau lag ein solcher Stein auch auf dem Weg der Egerländer Musikanten. (Vielleicht hatte er sich nur im Verstärkerpult des Toningenieurs versteckt.) Als leidenschaftlicher Hörer böhmischer Blasmusik hoffe ich aus ganzem Herzen, dass Ernst Hutter und seine Mannen den kleinen Stein an der Donau gesehen, aufgehoben und im Strom versenkt haben. Ihre vor dem Orchester stimmlich so hervorragend agierenden Botschafter der Liebe, Heimat und Erinnerung werden ihnen zusammen mit vielen treuen Fans bestimmt dankbar dafür sein.

Anton Potche